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Irrungen, Wirrungen und andere Überforderungen

Chinesische Reisegruppe
Chinesische Reisegruppe

China ist das Land der Gegensätze. Hier erlebt man Sachen, die nur in China  möglich sind. So ist es keine Seltenheit, dass jemand lauthals singt im Park, jemand die Strasse wischt, obwohl es in Strömen regnet oder im Pyjama durch die Stadt spaziert. Auf der anderen Seite sind die Menschen aber auch extrem eingeschränkt, werden pausenlos und überall überwacht und die Werbung, Zeitungen und Plakate sind  voll von Propaganda und Erziehungsmassnahmen. 

Ein paar Erlebnisse, die uns dennoch überrascht haben, möchten wir mit euch teilen: 

 

 

Nackte Bäuche und Pyjamas

Sobald der Sommer in der Schweiz da ist, sieht man sie wieder - bauchfreie Tops bei superschlanken Damen. In China gibt es sie auch, die nicht bedeckten Bäuche. Nur nicht bei den Frauen sondern bei den Männern. Es ist üblich, dass der Bauch - egal welcher Grösse  - stolz präsentiert wird. Dafür braucht Herr Chinese nicht mal eine spezielle Bekleidung, sondern klappt das T-Shirt einfach bis zu den Achselhöhlen hoch. In jeder chinesischen Stadt täglich hundertfach zu bestaunen. Auch spannend für uns - der Regierung jedoch, wie auch die nackten Herrenbäuche, ein Dorn im Auge - die Lieblingsbekleidung der Chinesen: der Pyjama. Sie gehen einkaufen im Pyjama, sitzen am Souvenirstand im Pyjama, fahren Roller im Pyjama, ...

 

Zugfahren mit Überraschung

Gemütlich schlummernd sitzen wir im Zug nach Huangshan als plötzlich Unruhe ausbricht. Alle stehen auf, diskutieren und wuseln umher... Jochen sagt noch: “Keine Sorge, es steigen nur neue Leute ein”, da dreht unser Mitreisender vornedran ohne Vorwarnung  auch schon den Vordersitz mit all unseren persönlichen Sachen in der Rücktasche um... Ganz verwirrt versuchen wir alles festzuhalten und zu verstehen, was da vor sich geht... 

Und die Erklärung: Wir haben einen Sackbahnhof erreicht, also werden einfach die Sitze gedreht et voilà alle fahren vorwärts weiter. 

 

Megafon-Tour und Bling-Bling

Dass sie in riesen Scharen auftreten, die chinesischen Reisegruppen (meist mit gleichen Hüten als Erkennungsmerkmal ausgerüstet), darauf waren wir ja vorbereitet. Dass der Guide aber auch stets mit Mikrofon oder Megafon bewaffnet ist, daran konnten wir uns bis zum Schluss nicht gewöhnen. So wird der idyllischste Ort  innert Sekunden zur Kirmes und selbst in den Bergen wird sämtliches Vogelgezwitscher zuverlässig übertönt. In China hält man wohl generell nicht viel von Idylle. Für jede noch so kleine Attraktion wird Eintritt verlangt, dann werden die Touristen auf einer Strasse von mind. einem Kilometer durch Souvenirshops gejagt, die voll sind von Kitsch und Bling-Bling  (tschipa, tschipa, lucki, lucki). Die Chinesen liebe Kitsch und so wird selbst das verträumteste Bergdorf  aufgerüstet mit Leuchttafeln, Bling-Bling und alles übertönenden Lautsprechern, die immerzu die gleiche Melodien dudeln. Ganz zur Freude der oben vorgestellten Reisegruppen im Selfiewahn. Unsere Vorstellung von  romantischen Orten und getrauter Zweisamkeit mussten wir denn schnell begraben. 

 

Chaos ist die neue Ordnung

Das Chinesen gerne drängeln haben wir ja schon in Peking erfahren. Dass die Pekinger aber im Vergleich zum restlichen China sehr wohl erzogen sind (ist auf die staatlichen Erziehungsmassnahmen zugunsten der Olympiade zurückzuführen), mussten wir relativ schnell einsehen. Sei es um in die Metro einzusteigen - man stehe direkt vor die Eingangstüre und drücke was das Zeug hält gegen die Passagiere die Aussteigen wollen - oder aber an einer beliebigen Schlange, an der man einfach dran vorbei läuft um dann zuvorderst reinzudrücken und der grad sprechenden Person lauthals ins Wort zu fallen. Nicht zu vergessen sind die obergenannten Fotospots, an denen man einfach an allen Wartenden vorbei drückt, um sich dann an bester Stelle in Pose zu werfen - egal, ob grad jemand ein Foto macht oder schon 10 Leute warten. Am Eindrücklichsten fällt das Gedrängle aber auf Kreuzungen in engen Gassen aus. Aus allen vier Richtungen drückt man bei Mofa, Tuck-Tuck oder anderweitigem Gefährt voll aufs Gas und bedient eifrig die Hupe, bis man sich mit seinen Mitstreitern in der Mitte trifft. Gewinnen tut der, der am lautesten brüllt, hupt und ohne Rücksicht auf Verluste aufs Gas tritt... Uns hat diese Eigenheit schon mehrfach zu filmreifen Hechtsprüngen gezwungen.

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