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Zwei Tage sattgrün

Ein Auto fährt punkt 06:00 Uhr vor. Wir laden unser Gepäck ein und steigen ein. Es ist - wie soll ich es nennen - ein Hello-Kitty-Mobil. Sitze, Kopfstützen, Lenkrad, Gurte, sogar der Rückspiegel, alles ist mit pinkem Plüsch mit weissen Punkten überzogen.  

 

Asiatisches Popgedudel läuft in der Endlosschleife, während an uns eine wunderschöne Landschaft vorbei zieht, die in allen erdenklichen Grüntönen leuchtet. Wir fahren durch Reisfelder, Bananenplantagen, tropische Wälder, vorbei an bewachsenen Hügeln und Felsen und erfreuen uns an den gelegentlichen Farbtupfern, wie beispielsweise den orange gekleideten Mönchen auf ihrem Almosengang (mehr dazu folgt im nächsten Beitrag über Luang Prabang). 

An der Grenze angekommen wechseln wir auf einen Bus, um über die sogenannte Freundschaftsbrücke zu fahren. Uns ist etwas mulmig zumute, da unsere Fahrerin kein Wort Englisch konnte und wir nicht genau wissen, wie es weiter geht. (Eigentlich haben wir einen Transfer bis zum Pier in Laos inkl. Bootsfahrt gebucht. In den Händen halten wir nun aber nur das Busticket). An der laotischen Grenze beantragen wir unser Visum, was mit den üblichen Einreiseformalitäten problemlos klappt. Und zu unserem Erstaunen steht auf der anderen Seite der Passkontrolle auch schon ein Mann der uns ein Foto unter die Nase hält, das der Agent am Vortag von uns gemacht hat. Unsere Zweifel sind verflogen und wir fahren im Sammel-Tuk-Tuk zum Pier. Mit an Bord sind auch zwei Österreicherinnen und ein Schweizer. Unterwegs versucht man uns mittels ein paar Schauergeschichten noch Essen und Unterkunft zu verkaufen, was wir dankend ablehnen. Danach können wir ins Boot einsteigen. Unsere Koffertaschen sorgen beim Beladen nicht das erste und nicht das letzte Mal für Fluchen, Stöhnen und Staunen… 

Auf der 6-stündigen Fahrt mit dem Slowboat tauchen wir wieder ein in die sattgrüne Landschaft. Zwischendurch sehen wir kleine Dörfer, spielende Kinder oder Fischer bei der Arbeit. In Pakbeng checken wir für eine Nacht in ein kleines Guesthouse ein. Geprägt von den Schauermärchen verhalten wir uns erstmal schweizerisch nüchtern und skeptisch. Doch wir merken schnell, wie gastfreundlich die Laoten sind und bereuen unser unfreundliches Verhalten... 

 

Der zweite Tag beginnt wie der erste aufgehört hat. Kaum auf dem Boot, verfallen wir wieder in den gleichen meditativen Tagtraum und geniessen die Landschaft, die langsam an uns vorbei zieht. 

Wir treffen wieder auf den Schweizer Rico, welcher auf unserem Sammeltaxi war; er hat inzwischen Bekanntschaft mit Vanessa gemacht, die ebenfalls  aus der Schweiz stammt. So kommt es, dass wir den halben Tag mit Jassen und weiteren Kartenspielen verbringen - und das mitten auf dem Mekong. 

Die Ankunft in Luang Prabang stellt uns dann vor eine echte Herausforderung. Wir müssen unser Gepäck über ein dünnes Holzbrett ans Ufer balancieren und dort dann in der gleissenden Sonne eine ewig lange und verdammt steile Treppe hoch schleppen. Zur Verbildlichung: Wir haben zwei grosse Rolltaschen (je ca. 20 Kilo) und zwei Rucksäcke mit Kameraausrüstung und sonstigem Elektrozeugs, die auch nochmal mehrere Kilo wiegen. Ja, ich weiss, mit leichterem Gepäck würde es sich weitaus bequemer reisen, aber wir (also vor allem ich) haben uns nunmal für die "für jeden Fall vorbereitet"-Variante entschieden. Ich frage mich, wie um alles in der Welt ich meine Tasche diese Treppe hoch bringen soll und sehe mich schon samt Taschen im Mekong landen, so unbeholfen wie ich nach einem ganzen Tag sitzen rumstakse. Doch dank Jochens heldenhaftem Einsatz kommen wir zwar schweissnass aber heil oben an und können unsere Reise fortsetzen. 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Bensch (Sonntag, 15 Juli 2018 07:59)

    Für solche Situationen könnt ihr die Ospreys ja zu Rucksäcken umfunktionieren und den Tagesrucksack halt vorne tragen. Leichter werden Sie dadurch freilich nicht;)

  • #2

    Muriel (Sonntag, 15 Juli 2018 08:37)

    Klar, aber mit 20 Kilo hinten und 8 Kilo vorne wären wir nicht stabiler unterwegs gewesen. Der Steg hatte einen Durchmesser von ca. 20 cm und eine Länge von etwa 2 Meter und auch auf dem Rücken hätte ich die Tasche nicht diese Treppe hoch gebracht �...