· 

Unterwegs zu den freundlichsten Menschen

Dauerhupend und mit Affenzahn fahren wir im Zickzackkurs der Strasse entlang. Unser Fahrer nutzt jede noch so kleine Lücke um zu überholen; rechtsrum, linksrum, egal; hauptsache überholen. Wir haben in Asien schon so manche schlimme Fahrt erlebt, aber diese erste Fahrt in Sumatra ist nicht zu übertreffen. Uns ist speiübel und der Moment ist gekommen, an dem selbst ich anfange zu beten, um hier heil raus zu kommen. Und tatsächlich, nach gut vier Stunden erreichen wir Parapat, den Ausgangsort, um auf die Halbinsel Samosir zu gelangen. Heilfroh steigen wir auf die kleine Fähre um, und schippern gemächlich Richtung Tuk Tuk.  Samosir liegt im Lake Toba, welcher von einem immensen Vulkankrater umgeben ist. Der Ausbruch dieses Vulkans (vor 70’000 Jahren) war der grösste weltweit der letzten zwei Millionen Jahren und hat gemäss verschiedenen Quellen wahrscheinlich das damalige Klima massgeblich beeinflusst. 

 

In Tuk Tuk schalten wir dann erstmal einen Gang runter. Der kleine Ort besteht zwar praktisch nur aus Guesthouses und Restaurants, doch trotzt Hochsaison sind nur wenige Touristen da. Es ist alles herrlich relaxed und die Menschen sind unglaublich freundlich. Alle grüssen uns und versuchen mit den paar Brocken Englisch denen sie mächtig sind, mit uns ein Gespräch anzufangen. Und wir müssen erstmal lernen, dass hinter dieser Freundlichkeit keine Verkaufsabsichten stecken. Die Menschen sind einfach nur wunderbar herzlich und neugierig. Und so kommt es, dass wir in den vier Tagen auf Tuk Tuk zigfach erzählen woher wir kommen, wie lange wir auf Samosir und in Sumatra bleiben und was unsere weiteren Pläne sind. 

Entspannt fahren wir weiter nach Berastagi; ein kleines Bergdorf am Fusse des Vulkans Sibayak. Angekommen in unserem Guesthouse lernen wir die wohl gastfreundlichsten Menschen auf der Welt kennen. Kesh und seine Frau Evi heissen uns mit frischem Kaffee willkommen, geben uns jede Menge Tipps, organisieren unsere Ausflüge, nehmen uns mit zu den heissen Quellen und laden uns sogar zum Essen ein. Und das bei einem Zimmerpreis von knapp Fr. 13.- pro Nacht. Als ausgerechnet in diesem abgelegenen Ort mein Kamera-Ladegerät kaputt geht, fahren die beiden mich ohne zu zögern eine Stunde vom Ortsfotografen zum Kopiershop, zum örtlichen Mechaniker, ins Elektrogeschäft, bis wir am Schluss in einer kleinen Garage in einer Seitenstrasse bei einem Bastler landen. Als ich die antiken Röhrenbildschirme auf seinem Tresen sehe, gebe ich die Hoffnung endgültig auf, vor unserem langersehnten Dschungeltrekking zu den Orang Utans noch an geladene Akkus zu kommen. Doch der nette Herr verspricht mir, mein Ladegerät anzuschauen. Und als ich es am nächsten Tag (natürlich wieder chauffiert von Kesh und Evi) abholen gehe, kann ich mein Glück kaum fassen. Der nette Herr führt mir stolz das Ladegerät vor; es blinkt wieder. 

 

In unserem Guesthouse lernen wir auch Jette aus Deutschland und Alice aus Australien kennen. Mit den beiden verbringen wir zwei erlebnisreiche Tage. Wir besteigen den Vulkan Sibayak, essen uns durch die vielen indonesischen Spezialitäten und wagen uns nach fast drei Monaten endlich an eine Durian (Stinkfrucht). Nachdem uns Kesh versichert hat, dass sie zwar smells like hell but taste like heaven, schreiten wir zum Versuch… Leider stinkt sie für uns nicht nur wie die Hölle, sondern schmeckt auch so. Eine Mischung aus vergammeltem Käse, alten Socken und verfaulten Früchten. Ich habe den Geschmack noch die ganze Nacht im Mund und kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, was man daran lecker finden kann. Unsere Gastgeber hats gefreut, die Hülle lag am nächsten Tag leer vor dem Haus und sie haben uns freudenstrahlend erzählt, dass sie die Frucht noch genüsslich verspiesen haben. 

 

Wir besuchten auch den zweiten Vulkan Sinabung, der etwa 20 Kilometer ausserhalb von Berastagi liegt. Er ist im Gegensatz zum Sibayak hochaktiv und bricht immer wieder aus. Das letzte Mal im Juni dieses Jahres. Kesh zeigt uns spektakuläre Videos und Bilder, die er von einigen Ausbrüchen gemacht hat und als wir die verlassenen Dörfer am Rande des Vulkans sehen, wird uns so richtig bewusst wo wir uns befinden - mitten auf dem pazifischen Feuergürtel. Es ist unglaublich beeindruckend, wie die Bewohner der Region damit umgehen und trotz der täglichen Gefahr, dort ihr Leben meistern. Wir sind froh, schnell wieder aus der Gefahrenzone wegzukommen und fahren mit bedrückter Stimmung zurück. 

 

Als wir im Guesthouse ankommen, kommt uns Kesh schon freudestrahlend entgegen und die gedämpfte Stimmung ist schnell verfolgen. Sein herzliches Lachen ist hoch ansteckend, seine scherzhaften Bemerkungen stets gut gemeint. Wir haben in Berastagi drei wundervolle Tage verbracht. Kesh und Evi behandelten uns, als wären wir Teil ihrer Familie. Wir sind unendlich dankbar für diese wundervollen Tage und reisen einmal mehr schweren Herzens weiter. 

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Steffi (Montag, 13 August 2018 15:49)

    d‘Stinkfrucht hesch auso seehr schön beschriebe! �

  • #2

    Adrian (Montag, 13 August 2018 16:38)

    Sehr schön, da bi ig 1993 gsi, mega!!