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Besuch bei nahen Verwandten

Palmölplantagen säumen die Strassen; links und rechts, soweit das Auge reicht. Bereits beim Landeanflug auf Sumatra sind uns die riesigen Plantagen aufgefallen. Palmöl ist dreimal so ertragreich wie Raps und beansprucht für den gleichen Ertrag etwa 1/6 der Fläche von Soja. Zudem ist es geschmacksneutral und extrem vielfältig anwendbar. Kein Wunder, werden die Palmfrüchte im grossen Stil angebaut. Indonesien und Malaysia produzieren dabei zusammen 85.4 % der gesamten Weltproduktion. (Quelle Wikipedia)

 

Für den Regenwald und seine Bewohner heisst das bekannterweise nichts Gutes. Ihr Lebensraum muss weichen und so werden die Wälder Hektar für Hektar gerodet; Tendenz immer noch steigend. Das ist auch der Grund, wieso es weltweit nur noch zwei Orte gibt, an denen Orang-Utans in freier Wildbahn leben: Sumatra und Borneo. 

 

Auf Tuchfühlung mit Orang-Utans

Wir möchten unsere nahen Verwandten gerne kennen lernen und so entscheiden wir uns für ein Dreitages-Dschungeltrekking im Gurung Leuser Nationalpark, dem grösste Naturschutzgebiet Indonesiens, in dem vor allem Tiger, Nashörner und eben Orang Utans einen Rückzugsort gefunden haben. Der Nationalpark umfasst rund 9000km2. Der kleine Ort Bukit Lawang ist bekannt für Dschungeltrekkings zu den Orang-Utans, da in diesem Ort 1973 von einer Schweizer Organisation ein Rehabilitationszentrum für die stark gefährdeten Menschenaffen gegründet wurde. Wir suchen ein paar Informationen zusammen und buchen relativ schnellentschlossen unseren Trip bei einem Trekkinganbieter mit sehr gutem Rating.

 

Zusammen mit unserem Guide Tondi machen wir uns dann auf in den Dschungel. Bereits beim ersten Anstieg merken wir, dass wir ganz und gar nicht alleine sind. Vor und hinter uns kämpfen sich kleine Gruppen den Hügel hoch. Nach gut einer Stunde Fussmarsch kommen wir zu einer kleinen Lichtung mit einer grossen Ansammlung von Touristen. Schnell wird klar wieso: Etwa 10 Meter entfernt befindet sich ein Nest auf einem Baum mit einem Orang-Utan und seinem Baby drin. Uns wird es schnell zu viel in dem Trubel und wir möchten weiter. Doch das Spiel wiederholt sich den ganzen Vormittag. Kaum ist ein Orang-Utan in Sicht, versammeln sich die Besucher um das Tier und die Gruppe wird grösser und grösser. Zudem locken die Guides die Tiere mit Früchten an, auch wenn die Fütterung durch das Rehabilitationszentrum seit 2010 eingestellt wurde. Mit Tieren in freier Wildbahn hat dies relativ wenig zu tun. 

 

Mina kriegt was sie will

Am Nachmittag verbessert sich die Situation dann allmählich. Wir kommen tiefer in den Dschungel und lassen die Tagestouristen hinter uns. Da viele Tiere aus der Rehabilitationszeit die Menschen gewohnt sind, kommen sie sehr nahe und zeigen keine Scheu. Auch die Begegnung mit der weitbekannten Mina beeindruckt uns sehr. Mina ist eine alte Orang-Utan-Dame aus dem Rehabilitationsprojekt und bekannt für ihre Aggressivität, wenn sie kein Futter bekommt. Darum wird sie von unserem Guide bereitwillig gefüttert um sie auf Abstand zu halten. Auch wilde Orang-Utans bekommen wir zu Gesicht. Diese lassen sich nicht von den Guides anlocken und bleiben in sicherem Abstand. Zudem treffen wir auf Thomas Lip Monkeys, Longtail Makaken und einen Argusfasan. 

Die Begegnungen mit den Tieren war zweifelsohne extrem eindrücklich und wir genossen die Tage im Dschungel sehr. Dennoch bleibt ein zwiespältiges Gefühl zurück: Auf der einen Seite sind wir uns bewusst, dass dieses Naturschutzgebiet wohl nur dank den Touristenströmen existiert und anderenfalls längst für Palmölplantagen hätte herhalten müssen. Auf der anderen Seite können wir nicht wirklich glauben, dass der Schutz der Tiere in Bukit Lawang im Vordergrund steht. Vielmehr geht es um leicht verdientes Geld mit den Touristen. 

 

Wir jedenfalls werden in Zukunft etwas genauer hinschauen, bevor wir eine Tour buchen und lieber etwas mehr Geld ausgeben oder eine komplizierte Anreise in Kauf nehmen um dafür nachhaltiger unterwegs sein. 

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Kommentare: 3
  • #1

    Lars (Montag, 29 April 2019 04:27)

    Hallöchen, ich bereise gerade die Welt un in ein paar Monaten schlage ich vermutlich irgendwo in Indonesien auf. Zu meinen großen Hobbies zählt definitiv die Wildtierfotografie und mir wurde ein Mehrtagestrip zu den Orang-Utans empfohlen. Aber irgendwie habe ich nicht das Gefühl gehabt es sei das richtige dort hinzugehen, zu dem braucht man einfach Ruhe und Zeit zum fotografieren. Habt ihr evtl andere Empfehlungen ? Wo man evtl noch Orang Utans sehen kann aber ohne Touristentroubel. Darf dann ruhig mehr kosten. Liebe Grüße Lars

  • #2

    Muriel (Montag, 29 April 2019 05:28)

    Hallo Lars
    Die Begegnung mit den Orang-Utans ist sicher etwas wundervolles und gerade für Fotografen ein Traum. Wie du jedoch unserem Blog-Beitrag entnehmen kannst und du ja auch schon vermutet hast, können wir dir Bukit Lawang nicht wirklich empfehlen. Es ist leider wirklich sehr überlaufen und sowohl Touristen wie auch Guides füttern die Tiere :-(. In Sumatra gibt es noch Ketambe, wo man Orang-Utans beobachten kann. Wir haben von einigen Reisenden gehört, dass dies viel weniger touristisch sei und die Tiere dort wirklich noch wild sind. Wir waren selbst aber nicht dort. Es ist aber recht aufwändig dort hin zu kommen (lange Busfahrt). Sumatra ist ansonsten wirklich schön und noch sehr wenig touristisch. Es hat uns sehr gefallen.

    Auch wunderschön soll Borneo sein. Sumatra und Borneo sind die einzigen Orte, an denen es noch freilebende Orang-Utans gibt. Wir waren leider nicht auf Borneo, haben aber sehr viel Gutes gehört. Falls du Instagram hast, such mal nach jettearoundtheworld. Wir haben sie in Sumatra kennen gelernt und sie war sowohl in Ketambe wie auch in Borneo. Wenn du mehr Infos zu unseren Reisezielen möchtest, schreib mir doch ein Mail: murielbaeriswyl85@msn.com

  • #3

    Lars (Dienstag, 30 April 2019 02:28)

    Super vielen Dank für die ausführliche Antwort! Da ich Zeit habe und auch eine lange Bus fahrt denke ich kein Problem darstellt, werde ich diese Option mal ausloten. Ich werde die Tage mal bei Jette vorbeischauen.

    Liebe Grüße aus Costa Rica
    Lars