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Die Odyssee vom roten alten Telefon

Buenos Aires, den 24.02.2019. Es ist heiss und stickig. Wir wühlen uns von Stand zu Stand. Puppen, Silberbesteck, Kristallgläser und jede Menge Krimskrams... Stand an Stand voller Karsumpel, Antiquitäten und Dingen, die die Welt nicht braucht. Es gibt auch alte Telefone - schwarze, beige, braune, grüne, gelbe..., solche in Form eines Fussballs, eines Mundes oder eines Totenschädels - nur ein rotes, gibt es nirgends. Wir schwitzen, nicht nur weil Buenos Aires zurzeit von einer Hitzewelle heimgesucht wird, sondern auch aus lauter Sorge... Wieso wir mitten in Buenos Aires verzweifelt ein rotes Telefon suchen? Nun, mein Vater hat sich eins gewünscht. Genauso ein altes rotes Telefon, wie es die amerikanischen Präsidenten der 60er und 70er hatten, um mit Moskau zu telefonieren... Warum er es braucht? Wir wissen es nicht. Aber er will es unbedingt!!!

Was wir erst als nicht ganz ernst gemeint abtaten und mit einem genervten jaja quittierten, wurde irgendwie immer unausweichlicher. Bei jedem Telefonat in die Heimat kam spätestens nach dem ersten höflichen Smalltalk, die obligate Frage nach dem roten Telefon. Es war ihm Ernst; total Ernst. Und so wurde die Suche nach dem roten Telefon zu einer Mission - oder besser gesagt zu der Mission unserer Weltreise... Ohne Telefon können wir unmöglich nach Hause, soviel war klar. 

 

Wir klapperten also Antiquitätenshops ab, besuchten entsprechende Märkte und recherchierten im Internet. Jochen traute sich schon kaum mehr mit meinem Vater zu telefonieren, drohte doch der Verlust des Status: „liebster Schwiegersohn“. Es war zum Verzweifeln... Weder in Asien, noch in Australien oder Neuseeland war ein rotes Telefon aufzutreiben. 

 

Vor ein paar Tagen stiessen wir dann bei unserer Reiseplanung plötzlich auf eine heisse Spur. In unserem Reiseführer von Argentinien gab es einen kleinen Verweis zum Stadtteil San Telmo in Buenos Aires, in welchem jeden Sonntag ein Antiquitätenmarkt stattfindet soll. Und direkt daneben soll es eine Markthalle geben, in der man ebenfalls Antiquitäten finden kann.  

So machten wir uns gestern Morgen siegesentschlossen auf und wühlten uns kurz darauf durch die Stände. Die Spur wurde wärmer und wärmer. Neben zahlreichen schwarzen und beigen Telefonen (Telefonen, Telefone, Telefons? Ich bin vor lauter Telefon schon ganz verwirrt), gab es auch ein oranges... aber vom roten Telefon fehlte nach wie vor jede Spur. Wir fragen die Puppenverkäuferin, den Herrn mit den alten Kameras und auch die Dame mit dem antiken Schmuck...; nichts. Dann kamen wir zu einem kleinen Laden mit Kristallgläsern und Kronleuchtern. Ich wollte schon weiter, da es auch in diesem Laden offensichtlich kein rotes Telefon gab. Doch Jochen ging hinein und fragte. Und siehe da, der Herr erzählte uns etwas von einem Laden mit einer Telefonausstellung. Voller Hoffnung machten wir uns auf zu den vom Verkäufer beschriebenen Weg, ...und wurden wieder enttäuscht. Von dem beschriebenen Laden war weit und breit nichts zu sehen. So nahe waren wir dran und doch war das verdammte rote Telefon immer noch so fern...

 

Nach einer weiteren Fragerunde quer durch die Stände deutete ein Herr dann auf einmal auf den geschlossenen Laden vis-à-vis: „Meine Nachbarin verkauft alte Telefone, sie kommt so in einer halben Stunde“. Bang! In diesem Moment wurde uns klar: „Wir werden es schaffen...“. Und so kehrten wir nach einer halben Stunde frohen Mutes zurück und was sahen wir? Nicht ein rotes Telefon, nein! Einen ganzen Tisch voll... und sogar eines, das aussieht, wie das vom amerikanischen Präsidenten!

Ring, ring... Mission completed!

 

PS: Hoffentlich läuft der Draht zu Russland beim zufriedenen Vater bzw. Schwiegervater bald richtig heiss und wir können unsere Reise entspannt fortsetzen ;-).

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Kommentare: 2
  • #1

    Brunooli (Montag, 25 Februar 2019 19:10)

    Tramatisch dieser Bericht. Das dieser rote Tel-Wunsch euch soooviel Mühe & Aufwand gab ist schon betrüblich. Aber, für den lieben Pappeli darf man schon etwas Zeit investierten, denn er hatte ja auch ein Jahr lang kein Gästezimmer mehr (weil Möbellager). Dein liebster Bruder & meine neue liebste Schwiegertochter mussten monatelang auf dem nackten Boden schlafen weil das entspr. Bett nicht verfügbar war. Ihr seht, auch für uns war eure Weltreise ein Suchen nach Lösungen. Der arme Junge mit seiner Joelle hatte für die Flitterwochen nur eine Matratze = Bedenklich.... oder?
    Es grüsst de Pappeli

  • #2

    Muriel (Montag, 25 Februar 2019 19:57)

    Der Artikel ist natürlich mit einem Augenzwinkern zu verstehen mein lieber Papeli...